Antriebsstark und umweltschonend?
Verbrennungsmotor oder doch lieber Gas- oder Elektroantrieb? Warum die Motorisierung eines Fahrzeugs für Autokäufer eine immer größere Rolle spielen wird.

Immer mehr Städte in Europa und weltweit setzen auf Fahrverbote für Dieselautos, um so für bessere Luftverhältnisse zu sorgen. Unstrittig ist, dass die Feinstaubbelastung in vielen Kommunen zu hoch ist. Auch in Deutschland werden die EU-Grenzwerte für Stickoxide immer wieder überschritten. Außerdem warnen Umweltorganisationen vor gesundheitlichen Risiken durch zu viel Stickstoffdioxid. Was bedeutet das für Besitzer von Dieselfahrzeugen, und welche Rolle spielen in Zukunft alternative Antriebsformen beim Kauf eines neuen Fahrzeugs?
Alternative Antriebsformen
Derzeit stehen dem Verbrennungsmotor zwei Alternativen gegenüber: der Elektro- und der Gasantrieb. Es hat den Anschein, als habe sich alle Welt für die Elektrovariante entschieden. Aber ist sie auch die Bessere? Beim Gasantrieb differenziert man aktuell zwischen Fahrzeugen, die mit Erdgas (CNG – Compressed Natural Gas) betrieben werden, und Autos, die mit Flüssiggas (LPG – Liquefied Petroleum Gas), dem sogenannten Autogas, betankt werden. Nach Aussage des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) sind in Deutschland 448.025 LPG-Fahrzeuge und 77.187 CNG-Autos zugelassen. Dazu kommen 165.405 Hybride und rund 34.022 E-Autos. Dem stehen etwa 45 Millionen Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren gegenüber.
Norwegen setzt auf E-Mobilität
Norwegen, ein Land mit nur 5,2 Millionen Einwohnern, ist weltweit Vorreiter, wenn es um den Anteil zugelassener E-Autos geht. Nahezu 150.000 der rund 2,6 Millionen Fahrzeuge sind hier elektrobetrieben. Darüber hinaus zeigen die Skandinavier, wie Anreize einen positiven Einfluss haben können. Beim Kauf eines Benziners, eines Diesels oder eines mit LPG oder CNG betriebenen Autos verlangt Vater Staat 85 Prozent Luxussteuer, der Erwerb eines Elektroautos hingegen wird mit dem Erlass der Mehrwertsteuer belohnt und der Besitzer von der Kfz-Steuer befreit.
Fahrer von elektrobetriebenen Autos können kostenlos parken, umsonst Strom laden, zahlen keine Maut für Tunnel und Fähren und dürfen in manchen Städten zur Rushhour die Busspur benutzen.
Woran es in Deutschland mangelt
Obwohl die Neuzulassungen elektrisch betriebener Fahrzeuge in Deutschland innerhalb des letzten Jahres um 220 Prozent anstiegen, liegt der Anteil von E-Autos an Neuwagenzulassungen trotzdem bei nur 0,75 Prozent. Der Grund liegt auf der Hand: Immer wieder werden die Steuerprivilegien für LNG- und CNG-Fahrzeuge neu diskutiert und nur für einige Jahre gewährt. Dazu kommt, wie bei den Elektroautos, eine wackelige Infrastruktur.

Während es immerhin rund 6.500 Tankstellen mit Autogas gibt, sind es bei Erdgas nur 866. Zum Vergleich: Für Elektroautos stehen aktuell rund 8.500 Ladestationen mit etwas mehr als 25.000 Anschlüssen zur Verfügung. Obendrein sind jene Automodelle, die serienmäßig mit Gasantrieb ausgestattet sind, teurer als ihre Schwestermodelle mit traditionellem Antrieb. Wer dagegen sein Auto nachrüsten lässt, muss mit Einschränkungen im Platzangebot zurechtkommen: Der zusätzlich anfallende Gastank muss im Kofferraum oder anstelle eines Ersatzrads Platz finden.
Elektromobile fallen im Alltagstest beim deutschen Autofahrer in weiteren Punkten durch: Es gibt kein einheitliches Ladesystem, es mangelt an einem flächendeckenden Netz von Ladestationen, und auch die Reichweite lässt bei den meisten Fahrzeugen noch zu wünschen übrig. Und man fragt sich: Kommt der Strom aus erneuerbaren Energien oder aus Atomkraft? Wie umweltfreundlich ist das E-Auto schlussendlich?
Elektroauto oder eines mit Gasantrieb?
Derzeit hinken deutsche Autobauer beim Bau von Elektromobilen denen aus China, Japan und den USA noch hinterher. Den meisten Herstellern sei aber klar, dass das fossile Zeitalter zu Ende gehe, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach.
Und das würde auch das Ende des Gasantriebs bedeuten, denn der beruht auf dem Verbrennungsmotor. Allerdings lässt sich überlegen, ob CNG und LPG nicht als Zwischenlösungen genutzt werden können, bis sich das Elektroauto durchgesetzt hat. Schließlich haben diese Antriebe teilweise einen um 80 Prozent niedrigeren Schadstoffausstoß gegenüber dem Diesel. In Ländern wie Pakistan oder Brasilien sind CNG und LPG weit verbreitet, weil die Techniken leicht eingeführt werden können. Doch tatsächlich hat Mercedes sein einziges Modell mit CNG-Antrieb auslaufen lassen, und auch bei Opel sind die Erdgasfahrzeuge immer weniger gefragt.
VW hält dagegen: Bis 2025 will der Autobauer den Bestand in Deutschland auf eine Million Erdgasautos erhöhen. Problematisch ist dabei die Konkurrenz mit dem Elektroauto.
Alles nur eine Frage der Zeit
Die Frage scheint nicht mehr, ob, sondern nur noch wann der Verbrennungsmotor verschwindet und wie schnell sich der elektrische Antrieb durchsetzen wird. Der Wille ist da, wie etwa das Beispiel aus München zeigt: Die bayerische Landeshauptstadt fördert schon aktiv den Ausbau von Ladestationen und die Nutzung von Elektroautos und -fahrrädern für Handwerker, Vereine und Lieferdienste, um so der Luftverschmutzung entgegenzuwirken. Und das Umweltbundesamt pocht auf eine blaue Plakette für besonders schadstoffarme Autos – eingeführt ist sie aber noch nicht.
Auf lange Sicht wird es sicher nicht mehr so leicht sein, mit einem Diesel in die Innenstadt zu fahren, ob in Megacitys wie Mexiko-Stadt und Tokio oder in Großstädten hierzulande. Bis elektrobetriebene Fahrzeuge jedoch eine wirkliche Alternative darstellen, wird es noch einige Jahre dauern. Wenn von staatlicher Seite nicht auf Anreize und finanzielle Förderung gesetzt wird, sogar vielleicht noch länger.