Worauf Sie beim Kauf eines gebrauchten Motorrads achten sollten
Nicht jeder kann oder will sich ein neues Motorrad kaufen. Mit einem guten gebrauchten Motorrad kann man mit Sachverstand, dem richtigen Zeitpunkt und etwas Glück richtig Geld sparen.
Vor dem Gebrauchtkauf eines Motorrads sollte man einige Tipps beachten, damit sich das vermeintliche Schnäppchen später nicht als Reinfall entpuppt.
Inhaltsverzeichnis
Eine Frage des Geldes – Motorrad-Angebote gut vergleichen
Beim Gebrauchtmotorrad spielt allen voran der Preis eine entscheidende Rolle. Angesichts des großen Angebots auf dem Markt für Gebraucht-Motorräder sollte deshalb zuerst die persönliche Preisspanne abgesteckt werden, um die Suche von vornherein auf den eigenen Geldbeutel zuzuschneiden.
Wie teuer ist das gesuchte Modell bei einschlägigen Internet-Portalen und wie viel Geld verlangen Motorradhändler für die Maschine? Bereits dieser erste Vergleich von Angebot und tatsächlichem Marktpreis bewahrt vor überzogenen Angeboten von Privatverkäufern.
Zusätzlich können Sie Basis-Gutachterpreise in verschiedenen Motorradfachzeitschriften finden, die Ihnen als weitere Orientierungshilfe dienen. Beachten Sie das Gebrauchtpreiskalkulationen Mittelwerte abbilden und Preise sich regional unterscheiden.
Wann sollte man ein gebrauchtes Motorrad kaufen?
Die Winterzeit ist ein guter Zeitpunkt, um sich gebrauchte Motorräder anzuschauen und zu kaufen. Außerhalb der Motorradsaison lassen sich manch günstige gebrauchte Motorräder finden.
In den meisten Fällen steigen die Preise für gebrauchte Motorräder ab März wieder deutlich.
Händler oder privat?
So verlockend das Angebot im Internet sein mag – beim Gebrauchtkauf gilt es unbedingt mit angezogener Euphoriebremse zu agieren. Denn im Unterschied zum Neukauf wird die allgemeine zweijährige Gewährleistungsfrist durch den Händler häufig auf ein Jahr halbiert.
Bei einem Geschäft zwischen privatem Anbieter und privatem Käufer kann die Gewährleistung sogar komplett wegfallen. Bei anfallenden Rückfragen sollte der Privatverkäufer unmittelbar kontaktiert werden können.
Dabei spielt auch die räumliche Nähe eine große Rolle. Denn Reparaturen innerhalb der Gewährleistungsfrist müssen in der Regel über den Verkäufer abgewickelt werden, damit der Erstattungsanspruch greift.
Wird ein Mangel innerhalb der ersten 6 Monate nach Fahrzeugübergabe durch den Käufer erkannt, so wird vermutet, dass der Schaden bereits bei der Motorradübergabe vorhanden war. Es liegt somit am Verkäufer, den Makel zu bereinigen bzw. das Gegenteil (Beschädigung durch den Käufer) nachzuweisen.
Worauf sollten Sie bei einer Besichtigung des Gebrauchtmotorrads achten?
Fotos und Beschreibungstexte eines gebrauchten Motorrads reichen nicht aus, um sich ein Bild über den tatsächlichen Zustand der Maschine zu machen.
Für Interessenten ist es deshalb unbedingt ratsam, das Bike und auch den Verkäufer vor Ort genauestens zu mustern.
Ein Blick in die Fahrzeugpapiere (Fahrzeugbrief = Zulassungsbescheinigung Teil 1, Zulassungsbescheinigung Teil 2 = Fahrzeugschein) gibt einen ersten Eindruck über den Zustand des Motorrads.
Denn Informationen über die Erstzulassung, vorherige Halter als auch vorgenommene Umbauten (Umbauten werden durch eine ABE – allgemeine Betriebserlaubnis – für den Straßenverkehr zugelassen) am Motorrad sind in den Fahrzeugpapieren aufgeführt.
Ist die Maschine wirklich unfallfrei, sind keine Beschädigungen und Rost zu sehen und gibt es keine Hinweise auf einen Motorschaden, stimmt die Abnutzung mit dem Kilometerstand überein?
Bestätigt sich der erste gute Eindruck sollte man Probesitzen und eine Probefahrt vornehmen. Eine Probefahrt darf kein Hindernis im Winter sein und sollte unbedingt Teil der Erstbesichtigung sein und bereits wichtige Aufschlüsse darüber geben, ob die Maschine den eigenen Vorstellungen entspricht.
Beachten Sie dabei jedoch, dass Sie von einer Probefahrt eins gebrauchten Motorrades absehen müssen, wenn das Motorrad ein Saisonkennzeichen besitzt oder sogar abgemeldet ist.
Haben Sie ein Überführungskennzeichen dabei, sind entsprechend versichert und haben sich mit dem privaten Verkäufer auf jegliche Regelungen geeinigt , steht einer Probefahrt nichts mehr im Wege.
Gleichzeitig sollten die folgenden einzelnen Bestandteile des Motorrads genauestens kontrolliert und vor allem der Zustand der Verschleißteile inspiziert und getestet werden.
Reifen und Felgen
Bei der Reifenkontrolle kommt es auf Hersteller, Herstellungsdatum und Profiltiefe an. Vorder- und Hinterreifen sollten unbedingt vom gleichen Hersteller stammen und mit den Angaben in den Fahrzeugpapieren übereinstimmen, damit es im Falle eines Unfalls nicht zu Problemen bei der Motorrad-Versicherung kommt.
Ansonsten ist eine Unbedenklichkeitsbescheinigung notwendig. An Hand der vierstelligen DOT-Nummer (Beispiel 1720: 17 KW 2020) erkennen Sie zudem das Alter der Reifen.
Zu alte Modelle können Risse aufweisen und auch bei wenig Benutzung an Grip verlieren. Unter einer Profiltiefe von 1,6 mm sollte generell kein Deal abgeschlossenen werden. Schäden am Übergang zwischen Felge und Reifen sind häufig auf vorangegangene Unfälle zurückzuführen.
Karosserie, Abgasanlage und Bremsen
Wie steht es um den Zustand von Verkleidung und Rahmen? Kleinere Kratzer sind für den Fahrbetrieb irrelevant, können allerdings zu erheblichen Preisminderungen führen.
Größere Dellen stammen meist von Unfällen. Besonders der Lenker bleibt bei Stürzen selten verschont und gibt Aufschluss über das Vorleben des Bikes und mögliche Beschädigungen.
Die Funktionsweise der Lichtanlage von Scheinwerfer und Blinker und die der Griffe sollte ebenfalls überprüft werden. Bei einem Auspuff aus dem Zubehörregal sollte unbedingt die Zulassung für den Straßenverkehr gecheckt werden.
Die Bremsschläuche sind auf Risse, die Bremsscheiben auf größere Riefen und die Bremsbeläge auf ausreichend Stärke zu prüfen. Testen Sie bei Beginn der Probefahrt unbedingt die Bremsanlage. Hüpft das Motorrad, können Reifen und Räder einen Höhenschlag haben. Stempelt das Motorrad beim starken Bremsen, so sind das Anzeichen für defekte Dämpfer und alte Federn. Schauen Sie, ob die Bremslichtschalter vorne und hinten einwandfrei funktionieren.
Getriebe und Motor
Bei einer ausgiebigen Probefahrt sollten schließlich auch die Kupplung, das Getriebe und der Motor unter die Lupe genommen werden. Der Motor sollte beim Start kalt sein, damit man eventuelle Geräusche von Schäden hört.
Ist der Motor zu Beginn der Probefahrt schon warm, lässt sich im Stand kontrollieren, ob das gebrauchte Motorrad einwandfrei hochdreht. Auf einer verkehrsarmen Straße lassen sich laute und damit verdächtige Motor- und Getriebegeräusche am ehesten wahrnehmen.
Zum Abschluss sollten Motor und Gabel auf ihre Dichtigkeit untersucht werden.
Wartungs- und Nebenkosten
Hat das Motorrad einen gültigen TÜV und ist sichergestellt, dass es durch den nächsten TÜV kommt? Sind Ersatzteile erhältlich und bezahlbar und wie steht es um den Spritverbrauch? Neben dem Motorradpreis an sich müssen diese Dinge und mögliche Nebenkosten mit in die Kaufentscheidung einbezogen werden.
Bei der Fahrzeugbesichtigung sollte am besten ein erfahrener Begleiter zu Rate gezogen werden und auch hinsichtlich des Maschinenvergleichs gilt es, sich ausreichend Expertentipps einzuholen, damit sich der Gebrauchtkauf des Motorrads auch wirklich bezahlt macht.
Letztlich spielt auch das persönliche Bauchgefühl eine Rolle. Kaufen Sie nur, wenn einem Angebot und Verkäufer wirklich seriös erscheinen.
Wie ermittle ich den Preis für das gebrauchte Motorrad?
Nachdem Sie sich zu Beginn über Ihre eigene Preisspanne Gedanken gemacht haben und das angebotene gebrauchte Motorrad mit tatsächlichen Marktpreisen abgeglichen haben, können Sie sich nun final nach der persönlichen Begutachtung, der Probefahrt und den Information des Verkäufers einen abschließendes Bild über den Preis machen.
Beziehen Sie die üblichen Preise auf gängigen Verkaufsplattformen mit ein und bedenken Sie, dass Händler oft geringeren Verhandlungsspielraum als private Verkäufer haben.
Checkliste Motorrad gebraucht kaufen
- Motorrad soll den persönlichen Anforderungen entsprechen.
- Marktgerechter Preis und kein überzogener Kaufpreis Gebrauchte Motorrad ist in einem sehr guten technischen Zustand.
- Keine undichten Stellen an Motor, Kühlsystem, Kraftstoffanlage und Getriebe.
- Probefahrt nur in Verbindung mit einem Versicherungsschutz und idealerweise einer Probefahrtvereinbarung.
- Keine zu hohen Folgekosten für Versicherung, Untersuchungen und Instandsetzung.
- Vereinbaren Sie einen Kaufvertrag und erhalten Sie alle Dokumente und Schlüssel für das Fahrzeug.
- Schließen Sie eine Motorradversicherung ab.