Mobilitätskonzepte für die Zukunft: Die Deutschen fordern vehement ein Umsteuern nach der Energiepreiskrise
Die Energiekrise nach Beginn des Krieges in der Ukraine zusammen mit Inflationsraten wie zuletzt vor 50 Jahren und die Ausläufer der Corona-Pandemie haben auf breiter Front ein Umdenken der Deutschen bei zukünftigen Mobilitätskonzepten bewirkt.
Das sind die Ergebnisse der HUK-COBURG Mobilitätsstudie 2023.
Inhaltsverzeichnis
Umdenken nach Energiepreiskrise
Fast zwei Drittel der Deutschen fordern nach der jüngsten Energiepreiskrise die Änderung zukünftiger Mobilitätskonzepte.
Exakt 63 % der Bevölkerung ab 16 Jahren in Deutschland glauben, dass bisher entwickelte Mobilitätskonzepte für die Zukunft nach den jüngsten Erfahrungen der Energieverknappung und Preisexplosion grundsätzlich neu gedacht beziehungsweise verändert werden müssen.
Frage: „Glauben Sie, dass durch die gegenwärtige Energiekrise bisher entwickelte Mobilitätskonzepte für die Zukunft grundsätzlich neu gedacht, also geändert werden müssen?”
Antworten:

Zudem ist bereits für 41 % der Befragten das Thema „äußerst wichtig” oder „sehr wichtig” – das sind ein Viertel mehr als in der HUK-COBURG Mobilitätsstudie vor einem Jahr (33 %) ermittelt wurden.
Frage: „Wie wichtig ist Ihnen das Thema „Mobilitätskonzepte der Zukunft”?”
Antwort:


Das Auto steht mehr denn je im Zentrum
Das Auto gewinnt durch alternative Antriebe am stärksten bei jungen Bundesbürgern zwischen 16 und 24 Jahren an Beliebtheit.
Dank möglicher Alternativ-Antriebe wie Wasserstoff oder E-Fuels wird dem Auto im Jahr 2023 stärker denn je die zentrale Rolle als Fortbewegungsmittel in der Zukunft zugesprochen.
Fast drei Viertel der Deutschen (72 %) sagen, dass für sie das Auto in Zukunft am besten ihre Anforderungen an Mobilität erfüllen wird (Vorjahr 67 %).
Frage: „Welche Fortbewegungsmittel werden Ihrer Meinung nach Ihre Auswahlkriterien in Zukunft (etwa in den nächsten 5 Jahren) in Summe am besten erfüllen? Bitte wählen Sie bis zu drei aus.”
Antwort: Darstellung der am meisten Genannten im Vergleich der Studien 2021*, 2022 und 2023


* bei der Studie 2021 wurde nicht nach „alternativen” klimaneutralen Antrieben (z.B. Wasserstoff, E-Fuels etc.) gefragt.
Den größten Beliebtheitszuwachs gegenüber 2022 erlebt das Auto dabei unter Befragten zwischen 16 und 24 Jahren.
Frage: „Welche Fortbewegungsmittel werden Ihrer Meinung nach Ihre Auswahlkriterien in Zukunft (etwa in den nächsten 5 Jahren) in Summe am besten erfüllen?”
Antwort: Auto inkl. E-Autos und Autos mit alternativen klimaneutralen Antrieben; Vergleich der Studien 2022 und 2023 in verschiedenen Altersklassen.

„Wie Mobilität in Zukunft funktionieren kann, beschäftigt die Menschen immer mehr. Und ich bin überrascht, mit welch großer Mehrheit auch bei den jungen Menschen dabei das Auto als Fortbewegungsmittel klar an Nummer 1 steht – gerade vor dem Hintergrund politischer Diskussionen, das Auto zurückzudrängen.”
Dr. Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied HUK-COBURG
Alternative Antriebe neben E-Auto erwünscht
Die größten Sorgen der Deutschen gegenüber Mobilitätskonzepten für die Zukunft sind steigende Kosten und dass sich zu einseitig auf batteriebetriebene Elektroantriebe konzentriert wird.
Allerdings ist bereits die zweitgrößte Sorge in der Gesamtbevölkerung gegenüber zukünftigen Mobilitätsplanungen, „dass sich zu einseitig auf batteriebetriebene Elektroantriebe konzentriert wird gegenüber anderen klimaneutralen Techniken wie etwa Wasserstoff oder E-Fuels”. Die größte Sorge bleibt wie im Vorjahr, dass die Kosten für Mobilität noch weiter steigen.
Frage: „Welche Befürchtungen haben Sie allgemein hinsichtlich der Entwicklung von Mobilitätskonzepten für die Zukunft?”
Darstellung der Antworten der 11 am häufigsten genannten Befürchtungen

ÖPNV und Bahn ohne Sympathie-Gewinne
Weder das 9-Euro-Ticket im vergangenen Jahr noch die Vorstellung eines neuen Deutschland-Tickets in diesem Jahr brachten dem ÖPNV und der Bahn Sympathie-Zuwächse.
Weiterhin nur zwischen 10 und 15 % liegt der Anteil derer in Deutschland, die den ÖPNV (Straßenbahn, S-Bahn, Bus) sowie die Bahn auf die Frage nennen, welches Fortbewegungsmittel in der Zukunft ihre Anforderungen am besten erfüllen wird.
Die Einführung stark verbilligter Pauschaltarife hat hier also bislang keine erkennbaren Effekte erbracht.
Frage: „Welche Fortbewegungsmittel werden Ihrer Meinung nach Ihre Auswahlkriterien in Zukunft (etwa in den nächsten 5 Jahren) in Summe am besten erfüllen? Bitte wählen Sie bis zu drei aus.”
Antwort: Nennung der Fortbewegungsmittel im ÖPNV um Vergleich der Studien 2021, 2022 und 2023

Interesse am Gehen und Radfahren rückläufig
Die Beliebtheit des Zufußgehens und Radfahrens hat gegenüber dem Corona-Jahr 2021 schon um rund ein Viertel abgenommen.
Im Corona-Jahr 2021 sahen deutlich mehr Menschen eine zukünftig wachsende Bedeutung des Zufußgehens sowie Fahrrad- oder E-Bike-Fahrens, als das heute der Fall ist. So sehen heute rund ein Viertel weniger in der Bevölkerung diese Fortbewegung als diejenige an, die in Zukunft ihren Anforderungen am besten entspricht.
Frage: „Welche Fortbewegungsmittel werden Ihrer Meinung nach Ihre Auswahlkriterien in Zukunft (etwa in den nächsten 5 Jahren) in Summe am besten erfüllen? Bitte wählen Sie bis zu drei aus.”
Antwort: Nennung der Fortbewegungsarten E-Bike, Fahrrad und Zu Fuß gehen im Vergleich der Studien 2021, 2022 und 2023.

EU wird kaum Kompetenz zugesprochen
Die höchste Kompetenz bei Mobilitätskonzepten für die Zukunft trauen die meisten Deutschen den Autoherstellern und der Autoindustrie zu.
Knapp dahinter liegt die deutsche Bundesregierung auf Platz 2. In den Ländern Bayern, Bremen, Hamburg, NRW, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt ist die Reihenfolge aber umgekehrt. Durchgängig schlecht schneidet hingegen die EU ab. Mit nur 9 % Nennung liegt sie bundesweit nur auf Rang 8 von 15 zur Wahl stehenden Institutionen.
Frage: „Wer hat Ihrer Meinung nach die höchste Kompetenz zur Entwicklung von Konzepten für die Mobilität der Zukunft (bis zu drei Nennungen aus vorgegebener Liste)?”

Autonom fahrende Autos polarisieren
Der Einführung autonom fahrender Autos würde knapp die Hälfte der Deutschen zustimmen, wenn die Unfallgefahr hierdurch nicht steigt bzw. sinkt.
Jeder dritte Bundesbürger (32 %) lehnt autonom fahrende Autos auf deutschen Straßen grundsätzlich ab. Besonders groß ist die generelle Ablehnung bei denjenigen ab 55 Jahren (43 %) und Frauen sind deutlich ablehnender (36 %) als Männer (29 %). Wenn sich durch die neue Technik aber die Unfallgefahr gegenüber menschlichen Fahrern nicht erhöht, würden 9 % der Einführung zustimmen. Weitere 18 % wären für die Zulassung, wenn die Unfallgefahr gegenüber heute nur etwas sinkt und 20 % würden bei einer gegen Null gehenden Unfallgefahr die neue Technik akzeptieren.
Frage: „Welche Mindestanforderung bezüglich der Unfallgefahr hätten Sie, um der Einführung autonom fahrender Autos, welche also vollautomatisch gelenkt werden, in Deutschland zuzustimmen? Bitte wählen Sie aus, was für Sie die Mindestanforderung wäre?”

„Autonomes Fahren hat nur dann eine Chance auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung, wenn es das Fahren sicherer macht.”
Dr. Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-COBURG
Frage: „Welche Mindestanforderung bezüglich der Unfallgefahr hätten Sie, um der Einführung autonom fahrender Autos, welche also vollautomatisch gelenkt werden, in Deutschland zuzustimmen? Bitte wählen Sie aus, was für Sie die Mindestanforderung wäre?”
Antwortoption: „Ich lehne die Einführung autonom fahrender Autos generell ab.”

Studiensteckbrief
- Bundesweit repräsentative Online-Befragung
- Thema: Mobilität heute und in der Zukunft
- Zeitraum: Januar und Februar 2023
- Demografische Daten
- Anzahl: 4.042 Personen
- Alter: ab 16 Jahren
- Herkunft: Repräsentativ aus allen 16 Bundesländern
Die wichtigsten Ergebnisse haben wir in unserer Pressemitteilung zur HUK-COBURG Mobilitätsstudie 2023 veröffentlicht.